Über die neuesten Kameras, Objektive und Gadgets á la Mövi schreibt jeder dahergelaufene Tech- und Videoblogger. Beim Thema Audio sieht es da schon schlechter aus…Erfahrungsberichte über ein brauchbares Audio-Setup für den mobilen Einsatz im ENG (News, etc.) und Reportage-Bereich gibt es da schon deutlich weniger. Dem sei hiermit entgegengewirkt: Folgend ein paar Erkenntnisse, Erfahrungen und Empfehlungen in Sachen mobiles Recording Set.
Die grundsätzliche Problemstellung: Eine oder mehrere Audioquellen zusammenmischen zu einem Stereosignal und dann verteilen zur Kamera und (als Backup) zu einem externen Audio Recorder (auch genannt Field Recorder). Das Ganze natürlich handlich, kompakt und mit möglichst langer Akku-Laufzeit. Meine Lösung (nach einigen Versuchen):
Der „Herzstück“ bildet ein Sound Devices 302 Field Mixer. Dieser hat drei XLR-Eingänge und zwei Outputs (für Kamera und Recorder), ein wunderbar ablesbares VU-Meter (mit einstellbarer Helligkeit) und ist für meine Anwendungszwecke perfekt geeignet. Das Teil ist solide gebaut und tiptop verarbeitet. Beste Analog-Qualität, die so schnell durch nichts digitales ersetzt wird.
In der Seitenansicht (bei weggeklappter Seitenwand der Tasche) sieht man die Verkabelung. Links gehen die einzelnen Audioquellen hinein, rechts geht das gemixte Signal zur Kamera und zum Recorder (ganz unten ist noch das Stromkabel – alternativ sind auch drei AA Batterien/Akkus als interne Stromquelle möglich).
Als mobilen Audiorecorder verwende ich das neue Zoom H6. Dies hat vier XLR/Klinken-Kombieingänge (über ein Add-on erweiterbar auf sechs), lässt sich entweder über vier AA-Batterien/Akkus oder über USB mit Strom versorgen und ist top in Sachen Aufnahmequalität und Verarbeitung. Somit ist auch die Aufnahme von zusätzlichen Audio-Signalen möglich, die nicht mehr im Mixer Platz finden.
Um nicht immer hunderte von AA-Batterien oder Akkus mitnehmen zu müssen (Recorder, Mixer und auch das Funksystem arbeiten damit), versieht ein großer NP-L60 Akku in der Seitentasche seinen Dienst, der den Mixer und den Recorder mit Strom versorgt (und dies quasi ewig):
Der Akku speist diesen Verteiler von Remote Audio. Er versorgt bis zu sechs Geräte mit Strom und hat einen USB-Anschluss – perfekt für das Zoom H6 (oder das iPhone, falls dem mal der Saft ausgeht bei einem langen Dreh)! Der Verteiler ist normalerweise unter einem doppelten Boden in der Tasche versteckt und wird über eine Fernbedienung ein- und ausgeschalten.
Die Tasche selbst ist von Petrol Bags (Modell: Deca Eargonizer Large). Im Gegensatz zu meiner vorigen Tasche von PortaBrace ist sie nicht nur zum Umhängen geeignet, sondern steht auch alleine (die PortaBrace-Tasche fiel immer um). Dazu passen Unmengen an Zubehör hinein und es gibt viele variable Fächer mit Kabelöffnungen. Sehr praktisch auch die extern anclipbaren Taschen für Funkempfänger (vier sind bei der Tasche dabei).
Um das Kabel zur Kamera am Stecker zu entlasten, habe ich kleine Karabiner von Mammut (eigentlich für Schlüsselanhänger gedacht) mit Kabelbindern am Kabel angebracht – eine perfekte Zugentlastung, sodass keine Kräfte auf die Stecker wirken und diese ausleiern können.
Um die Griffe der Tasche aus dem Arbeitsbereich zu bekommen während der Aufnahme, gibt es eine spezielle Vorrichtung zur Fixierung. Da hat jemand wirklich mitgedacht:
Sehr praktisch und geräumig auch die beiden Taschen vorne. Hier sind die verschiedensten Adapter, Kabel und Stecker drin, die man unterwegs so braucht (absichtlich in verschiedenen Farben und nicht nur schwarz wie meistens üblich; somit erkenne ich meine Kabel immer sofort).
So sieht der Workflow aus: Links zwei Audioquellen (als Beispiel hier: ein Røde NTG-3 und ein Sennheiser Funksystem), in der Mitte der Mixer samt Kopfhörer und Field Recorder, rechts das Kabel zur Kamera.
Damit dem Tontechniker (bzw. mir) nicht irgendwann die Schulter abfällt bei der einseitigen Trageweise auf einer Schulter (ganz so leicht ist die Tasche nämlich nicht), gibt es passenderweise auch einen Tragegurt (Harness), der das Kreuz entlastet und angenehmes Arbeiten über längere Zeiträume hinweg ermöglicht.
Zu guter Letzt noch der einzige Nachteil: Das ganze Set (Mixer, Recorder, Tasche, Mikros, Zubehör) ist nicht ganz billig. Für viele Produktionen sicherlich auch ein Overkill (für DSLRs gibt es beispielsweise einen sehr brauchbaren Recorder von Tascam, der sogar automatisch aufnimmt, sobald die Kamera mit der Aufnahme startet), aber – zumindest für mich – auf lange Sicht eine sinnvolle Investition, um Ton in gleichbleibend hoher Qualität aufzunehmen.
3 Kommentare
Ritchie
Wow… sehr durchdachte Lösung. Danke für die Tipps!
José Miguel Mayoral
Hi, i got the same system, how do you hold the H6 to the bag? i normally use a magic clamp that i hold to my mixpre, maybe i try with velcro, how do you hold the zoom to the bag?
Regards
Christian Lendl
Hi José,
I mostly use velcro. Sometimes, if the bag is too much or if I work alone, I mount the H6 directly onto my camera rig.
Best,
Christian
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