Aufgrund eines schweren Unfalls in der Familie war die Notwendigkeit gegeben, das Elternhaus temporär soweit als möglich barrierefrei – im konkreten Fall rollstuhlgerecht – zu machen. Temporär deswegen, weil der Rollstuhl nur für einige Wochen gebraucht wurde. Hier hat sich wieder einmal gezeigt, dass keine Ausbildung umsonst ist – vor allem nicht, wenn es um handwerkliche Fähigkeiten geht. Danke, Maschinenbau-Wirtschaftsingenieurwesen-HTL!
Als erstes wurde die Toilette um die Möglichkeit erweitert, das Aufstehen und Hinsetzen mittels Haltegriffen zu erleichtern (bzw. überhaupt zu ermöglichen). Die Konstruktion sollte so montiert werden, dass sie spurlos wieder zurückgebaut werden kann – man hätte die Griffe auch einfach direkt an die Wand schrauben können, aber wer will schon auf alle Ewigkeit die Löcher in der Wand haben und immer an die Zeit der Rekonvaleszenz erinnert werden?
Nach einer sorgfältigen fünfminütigen Planungsphase (meine HTL-Professoren mögen mir verzeihen für die schlechte Skizze) wurde ein selbsttragender Rahmen aus Holzlatten (45x45mm) gewählt, der mit Metallwinkeln und SPAX-Schrauben verbunden wurde.
Daran wurden Badewannen-Haltegriffe (die günstigsten, die es im Baumarkt gab) montiert – schräg, da dies zum Aufstehen die größtmögliche Unterstützung bietet.
Die Seitenteile, an denen die Griffe auf schrägen Querträgern montiert sind, sind oben und unten miteinander verbunden, sodass die Konstruktion alleine steht und nicht im Raum herumrutschen kann.
Da die Klorollenhalterung leider im Weg war, wurde sie kurzerhand auf der Rahmenkonstruktion temporär neu montiert. Soviel Zeit muss sein 😉
Aufwand für diese Konstruktion: ein halber Vormittag. Ausmessen, Material kaufen, Latten zurechtschneiden, Zusammenschrauben, fertig.
Teil 2: Eine Rampe zur Überwindung der Wintergartentür. 5cm scheinen zwar nicht hoch, aber für einen (ungeübten) Rollstuhlfahrer sind sie alleine fast nicht zu überwinden, zudem ist der Türrahmen aus Kunststoff bald 30 Jahre alt und hätte mehrere Überfahrten wohl nicht ohne Schaden überstanden. Somit galt es auch hier, eine Lösung zu finden. Eine verbundene und zusammenklappbare Doppel-Rampe (um von beiden Seiten über die Türschwelle zu kommen), die man bei Nichtgebrauch zusammenklappen kann, um die Tür wieder schließen zu können. Ideal dazu sind Mehrschicht-Tischlerplatten, da sie sehr stabil sind und einiges aushalten (Dicke: 16mm, ich würde beim nächsten Mal wahrscheinlich 20mm nehmen).
Für 5cm Höhenunterschied sollten 50cm Länge reichen (kürzer wäre zu steil und somit schwerer zu überwinden). Als Querverbindung kommen die bereits auf der Toilette verwendeten 45x45mm Holzlatten zur Anwendung.
Die Rahmenkonstruktion ist hier sehr einfach (zwei Seitenteile, eine Querstrebe und die Deckplatte). Um eine übermäßige Durchbiegung der Holzplatten zu verhindern, befindet sich ein Stück Verschnitt-Holz in der Mitte der Rampe.
Die beiden identischen Rampen wurden über Scharniere verbunden, sodass sie zusammengeklappt werden können.
Selbsttest erfolgreich:
Teil 3 – quasi das Meisterstück: die Rampe in den Garten. Hier war die Höhendifferenz größer, zudem galt es, eine (fix montierte) Stufe zu überwinden. Es kam dasselbe Material zum Einsatz wie bei den vorherigen zwei Konstruktionen: 45x45mm Holzlatten und 16mm Holzplatten.
Für die Überbrückung der Höhendifferenz von 22cm wurde eine Länge von 150cm auserkoren – kürzer ginge auch, wäre aber anstrengender für den Rollifahrer bzw. -schieber. Länger wäre angenehmer zu fahren/schieben, da hätte aber die Platte nicht mehr so wirklich ins Auto gepasst. Somit 150cm als goldene Mitte. Dadurch ging sich auch die Stufe gut aus, die aus der Seitenwand ausgeschnitten wurde.
Als Unterkonstruktion wurden mehrere Querstreben verwendet, um eine größtmögliche Stabilität zu gewährleisten (die Rampe muss ja das Gewicht von Rollstuhlfahrer, Rollstuhl und Rollstuhlschieber tragen und sollte etwas Sicherheitsreserven haben, dh. mindestens 200kg tragen können).
Diese wurden durch Längsstreben ergänzt, damit die Deckplatte möglichst nirgends durchhängt.
Auch im oberen Bereich der Stufe wurden Längs- und Querstreben inkludiert.
Die beiden unteren kleinen Längsstreben wären wohl nicht notwendig gewesen…aber da sie schon zugeschnitten waren, warum nicht auch gleich verwenden?
Alle Längs- und Querstreben wurden miteinander durch Winkel verbunden.
Um die Rutschfestigkeit zu gewährleisten, wurde ein selbstklebendes Grip-Tape verwendet.
Zu guter Letzt wurde am äußeren Rand der Rampe eine Führungsschiene angebracht, die die Rollstuhl-Rollen auf der Rampe halten soll (um ein unbeabsichtigtes seitliches Abrutschen zu vermeiden).
So sieht die montierte Rampe mit der ausgenommenen Stufe aus:
Und so die gesamte Konstruktion:
Der einzige Nachteil ist, dass die Tür nur geschlossen werden kann, wenn man die Rampe entfernt (zugegeben: Ist mir erst aufgefallen, nachdem die Rampe fertig war). Sie ist aber nicht allzu schwer und kann durch eine Person locker aufgestellt und daneben an die Hauswand gelehnt werden.
Hard Facts
- Materialkosten für alle drei Rampen (Holz, Schrauben, Winkel, etc.): ca. 200€
- Notwendiges Werkzeug: Stichsäge, Akkuschrauber, Lineal, Bleistift.
- Aufwand: ein halber Tag.